März | Die Gartenwoche im Rückspiegel. Lauch, Kaninchenmist und Demut.

Erstens kommt es anders, und Zweitens als man denkt. Diese Zeile von Wilhelm Busch beschreibt diese Woche ziemlich treffend. Statt Rennradfahren und Wandern in der Frühlingssonne auf Mallorca gab es für uns coronabedingt Fühlingssonne in Brandenburg und eine Portion Gartenarbeit und -genuss. Was bleibt uns anderes übrig, als das Beste aus der Situation zu machen, uns in etwas Demut zu üben und dankbar zu sein für das was wir haben? Die Natur kennt zum Glück keinen shut down.

Alle Pflanzen sind schon recht weit ausgetrieben, die Clematis, die Himbeeren, Brombeeren, Magnolie stehen in den Startlöchern. In den Nächten gibt es aktuell noch mal ganz schön frostige Temperaturen so dass man sich fast Sorgen um die Obstbäumen machen könnte. Wird schon alles gut gehen.

In diesen Tagen haben wir jeden Tag ab Mittag vier bis fünf Stunden im Garten verbracht und alles getan was man zu dieser Jahreszeit tun kann – okay und noch ein bißchen mehr, wie zum Beispiel im Baumarkt (der war hier in Berlin/Brandenburg noch offen) ein Frühbeet erstanden, das wir hoffentlich nächstes Wochenende aufbauen. Die Kartoffeln sind in der Erde (wir bangen, ob es nicht doch etwas zu früh war ..), die beiden Erdbeerbeete gepflegt (Mulch abgenommen, alten Blätter zurückgeschnitten, Boden gelockert), das Hochbeet ist eingesät, die beiden Randbeete Richtung Wald sind ebenfalls gesät und gemulcht, der Salbei ist geteilt und eine der Hälften ins mediterrane Lavendelbeet verpflanzt, Magnolie und Eibische sind zurückgeschnitten und die Pflege des Pfirsichbaums dauert an.

Auf das alte und auch auf das neue Kartoffelbeet haben wir Kaninchenmist ausgebracht, den wir von einem Mitgärtner bekommen haben. Wenn er gut abgelagert und angerottet ist, kann man ihn nach ein paar Monaten einfach in die Erde einarbeiten.

Am Eingang habe ich mir noch ein kleines Schnittblumenbeet in spe angelegt. Dort eingesät habe ich Duftwicken „aus eigener Ernte“ für die auch das kleine Rankgitter dienen soll, Kornblumen, Malven und Schleierkraut. Es ist zwar an diesem Standort teilweise etwas schattig durch die größeren Sträucher in direkter Nachbarschaft aber vielleicht schadet das in Anbetracht der vergangenen Hitze- und Dürresommer auch nicht unbedingt.

Und dann haben wir uns mal unsere schon lang bestehende Lauchreihe vorgenommen. Die Lauchpflanzen hatten wir vor mindesten zwei Jahren mit den Erdbeerpflanzenüberbleibseln eines Nachbarns bekommen. Genutzt hatten wir ihn bisher als natürliche Schädlingsabwehr im Gemüsebeet. Aber warum nicht etwas mehr draus machen? Unser Biogartenbuch beschrieb die Lauchkultur in Schlemmreihen und so haben wir das nun mal probiert. Man setzt den Lauch in Gräben und schlemmt sie circa 20 cm mit Erde zu. Im Verlauf der Zeit schlemmen die Gräben immer weiter zu, so dass der Lauch schöne weiße Stangen ausbildet. Das Prinzip kennt man auch aus dem Spargelanbau.

Aus eins mach drei. Vorher sahen die Pflanzen in nur einer Beetreihe so aus:

Und nach dem Vereinzeln und Auseinandersetzen im Lauchgraben dann in drei Reihen so:

Und vor meinem inneren Auge sah ich während der ganzen Aktion immer nur den wundervollen Nudellauchauflauf nach dem Rezept meiner Mutter vor mir. Das sind sie doch, die Freuden des Lebens. Egal wie verrückt die Welt gerade ist. Ich konnte ihn förmlich riechen während uns der Lauchduft beim Buddeln in die Nase stiegt.

Zuhause haben wir die erste Runde der Vorzucht begonnen. Zu unserer großen Freude ist der selbstgeerntete Spitzkohlsamen super aufgekeimt. Die kleinen Pflänzchen stehen in unserem Wohnzimmer leider viel zu warm für die aktuellen Lichtverhältnisse und damit besteht die Gefahr, dass sie „ausgeilen“, das bedeutet viel zu lange aber schwache Triebe bilden, die dann später leicht abknicken. Deswegen versuchen wir ein paar von ihnen vielleicht Ende nächster Woche direkt in besagtes Frühbeet zu bringen. Neben Spitzkohl haben wir diverse Tomatensorten in der Anzucht, Kürbis, Artischocke, Sonnenhut, Eisenkraut, Akelei, Bartnelken und Dahlien.

Und sonst so: wir hoffen so sehr, dass wir unseren Garten auch in den kommenden Wochen und Monaten noch beackern dürfen.