April | Wer Visionen hat.

„Wer Visionen hat, sollte zum Arzt gehen“ sagte einmal Helmut Schmidt.  Ich finde: oder in den Garten. Unserem Traum vom bunten, vielfältigen, insektenfreundlichen Bio-Mischkulturgarten sind wir an diesem Wochenende wieder ein kleines Stückchen näher gekommen. Und dafür haben wir von Freitagnachmittag bis Sonntagnachmittag wieder die unterschiedlichsten Ideen angepackt und neue entwickelt oder weitergesponnen. Von Höckchen zu Stöckchen sozusagen. Aber vorneweg vielleicht erst mal einige Impressionen vom zauberhaften April, der sich schon eher nach Mai als nach allem anderen anfühlt. Der Frühling ist blau-violett in Parzelle 22.

Was haben wir also den lieben langen Tag tatsächlich so getan? Nachdem sich die Pendelhacke schon so toll bewährt hatte in den ersten Frühlingswochen, fanden wir die nötige Motivation um uns nochmal dem Thema Gartenwege zu widmen. Vor kurzem hatten wir aus ehemals acht Gemüsebeeten drei gemacht, um insgesamt weniger Fläche für die Wege zu verbrauchen und damit auch weniger Angriffsfläche für Unkräuter zu bieten. Und natürlich auch um flexibler in Mischkulturen anbauen zu können. Den noch vorhandenen Mulch auf den Wegen haben wir zusammengerecht und das Unkraut mit der Pendelhacke entfernt. Das ging relativ fix im Vergleich zu letztem Jahr. Die Pendelhacke – unser Quantensprung. Im Biomassentausch mit dem Kesselberg bekamen wir am Samstag dann Holzschnitzel gegen Grünschnitt (das ist der vornehme Begriff für „unser ausgerupftes Unkraut“). Und schon sah das alles wieder ganz nett aus. Außer Holzhäcksel wurden wir auch noch mit einigen Pflanzen begückt: Beinwell, Lilien, ein Bodendecker dessen Name wir nicht erinnern, Bartnelken und die „gelbe Puschelpflanze“. Wir revanchieren uns dann hoffentlich bald mit Zitronenmelisse und Zucchini.

Am Sonntag nach der ersten Vereinsmitgliedervollversammlung (was ein herrliches Wort) stürzten wir uns dann auf unsere nächsten Baustellen. Rainer baute die Kompostecke um, an die sich dann ab nächster Woche im hinteren Gartenteil Richtung Wald unser neues Bohnenbeet erstrecken soll. Die Idee ist, dass dieses auf halbem Weg zur Terrasse mit einem Totholzhaufen abschließt und sich die Bohnen, oder auch andere kletternde Gemüsepflanzen am Zaun hochranken können. Der schwarze Schnellkomposter wird unter anderem aus ästhetischen Gründen weichen und durch einen dritten Steckkomposter ersetzt.

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Mein Plan für den Sonntag bestand darin, das bereits für vermutlich viele viele Jahre bestehende Bodendeckerbeet in ein Gemüsebeet umzuwandeln. Das passt wunderbar zu der Idee, Zierbeete und Nutzbeete stärker untereinander abzuwechseln und die bisherigen Gartenstruktur weiter aufzubrechen. Nichts leichter als das, dachte ich, denn die Bodendecker sollten im oberen Gartenteil die ein oder andere unkrautanfällige Lücke schließen. Es fühlte sich zwischenzeitlich ein wenig wie Teppichverlegen an. Polsterteil heraustrennen, neuen Standort vorbereiten, angießen, düngen, rein damit und festdrücken. Nächstes Polsterteil heraustrennen, neuen Standort vorbereiten, und so weiter und so fort. Zackig heiß war es und die Mittagsstunden für so eine Arbeit gänzlich ungeeignet. Aber wenigstens die erste Hälfte war heute zu schaffen.

Weil der Boden an sich ja schon karg und sandig ist und durch die bisherige Bepflanzung  mit kaukasischer Fetthenne und anderen Bodendeckern auch nicht gerade mit Nährstoffen angereichert wurde, wollten wir auf jeden Fall noch kräftig düngen. „Da packste einfach ordentlich Blaukorn ‚ruff“. Ja das haben wir wirklich schon oft als gut gemeinten Ratschlag von vielen unserer Mitgärtner/innen auf dem Funkerberg gehört. Die Tomaten werden nix? Einfach Blaukorn ruff. Die Pflanzen mickern auf dem kargen trockenen Boden? Packste Blaukorn ruff. Blaukorn ist ein rein mineralischer Dünger. Ein Kunstdünger aus Stickstoff, Phosphat und Kali. Die Nährstoffe sind zwar sofort für die Pflanzen verfügbar, jedoch ist keinerlei humusbildendes organisches Material enthalten und damit auch keine Nahrung für die Bodenlebewesen. Blaukorn ist leider bei vielen Gärtnern immer noch sehr beliebt. Im Ergebnis sind daher viele Böden oft mit Phosphat und Kali überversorgt. Und damit auch das, was von diesen Böden geerntet wird. Blaukorn oder anderer Kunstdünger kommt in unserem Garten grundsätzlich nicht „ruff“. Wir haben für das neue Beet die erste Bokashi-Düngung verwendet und zusätzlich noch Hornspäne und Gesteinsmehl eingearbeitet.

Am Schluss noch schöne frische dunkle Komposterde ruff und dann konnten wir die ersten vorgezogenen Kohlrabipflänzchen einsetzen. Demnächst kommen hier noch Kürbis und Zucchini ins Beet.

Die ausgestochenen Bodendeckerpolster verteilen sich nun an vielen Stellen im Garten (zum Beispiel rund um die Magnolie) und die kaukasischen Fetthennen, die beim Abtrennen lose übrige waren, habe ich in einen ausrangierten Pfannentopf eingepflanzt.

Und so sieht der untere Gartenteil heute aus.

Und sonst so: erstes komplettes Gartenwochenende mit Übernachtung; alten Kram aus der Hütte ausgerümpelt und an Nachbarn verschenkt; die Apfelbäume blühen (Fotos gibt es im nächsten Beitrag); die ersten selbstgeernteten Blumensamen vom letzten Herbst gesät (Wildblumen, Mohn, etc.);

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